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Wahrzeichen bulgarischer Musikkultur:

Wesselin Stojanow – „Rhapsodie“

Wesselin Stojanow (1902 – 1969)
Foto: Archiv

Nach Ansicht namhafter Musikwissenschaftler war der bulgarische Komponist Wesselin Stojanow eine „interessante und in mancher Hinsicht widersprüchliche Persönlichkeit, inzwischen schon etwas in Vergessenheit geraten“. Seit Beginn des neuen Jahrhunderts kursiert die Meinung, sein Werk liege „außerhalb des Interesses unserer Musikwissenschaft“. 
Außerhalb des Interesses der bulgarischen Musikwissenschaft – wie bedauerlich! Denn Wesselin Stojanows Beitrag zur bulgarischen Kultur und insbesondere zur musikalischen Ausbildung ist mehr als bedeutend. Nicht zufällig trägt das Nationale Kunstgymnasium in Russe seinen Namen. 

Nationales Kunstgymnasium „Prof. Wesselin Stojanow“ in Russe
Mit nur 35 Jahren wurde er Dozent für musiktheoretische Fächer an der Staatlichen Musikakademie. Ab 1945 war er Professor für Komposition und musikalische Formen, ab 1952 Dekan der Theoretischen Fakultät und von 1956 bis 1962 Rektor des inzwischen in Bulgarische Staatliche Musikhochschule umbenannten Instituts. Neben seiner Arbeit an der Sofioter Oper bestand sein wichtigster Beitrag im pädagogischen Wirken: Wesselin Stojanow führte begabte und bedeutende Komponisten wie Todor Popow, Dimitar Petkow, Stefan Remenkow, Iwan Marinow, Alexander Tekeliew und Viktor Tschutschkow in den Beruf ein. 

Komponist Franz Schmdtt, Lehrer von Wesselin Stojanow in Wien
Die große Schule, die sie von ihrem Professor übernahmen, beruhte nicht allein auf seiner Ausbildung bei Franz Schmidt in Wien. Es waren die Konzerte der Wiener Philharmoniker und die Aufführungen der Wiener Staatsoper, die intensive Auseinandersetzung mit Mozart und Beethoven, Brahms und Wagner, Bruckner und Mahler, Richard Strauss, Arnold Schönberg und Alban Berg; es waren die Begegnungen mit Weltstars wie Rachmaninow, Horowitz, Kreisler, Huberman, Gieseking, Backhaus… Seine Kollegen nannten ihn einen „Virtuosen des Orchesters“ – wegen seines tiefgründigen instrumentalen Denkens, der dramaturgisch entwickelten Symphonisierung, der Anwendung der Leitmotivtechnik, der reichen Harmonik und der prachtvollen, oft exotischen Orchestrierung. 

Porträt von Wesselin Stojanow, 2002, Autor: Atanas Atanassow
Sein Schaffen bewegt sich zwischen zwei ästhetischen Positionen. Die eine wurzelt im für seine Generation typischen Verständnis des Nationalen – stets eng verbunden mit der Volkskunst. Die andere war der Wunsch, sich ohne Einschränkungen und ohne Bindung an ein vorgegebenes System persönlich auszudrücken. Stojanow suchte ständig nach einem Gleichgewicht zwischen eigenen Vorstellungen und offiziell anerkannten Geschmäckern. Prägnante Beispiele sind seine Oper „Salambo“, einzigartig in der bulgarischen Musiktheatertradition, und das Ballett „Papst Johanna“. 


Wesselin Stojanow gilt längst als Klassiker. Einige seiner Instrumentalwerke sind bis heute auf bulgarischen Bühnen zu hören, und die Anziehungskraft seiner symphonischen Suite „Baj Ganjo“ sowie der „Festouvertüre“ ist ungebrochen. Doch gerade die „Rhapsodie“, 1956 im Auftrag des Bulgarischen Nationalen Rundfunks komponiert, ist seine wahre Visitenkarte. Von den 1950er- bis in die 1980er-Jahre oft und mit Freude von unseren Orchestern aufgeführt, ist sie bis heute ein Stück bulgarischer Klassik von Rang. Die brillante und inspirierte Partitur zeigt das Typischste seines Stils – mitreißende Emotionalität, glanzvolle Orchestrierung, unverwechselbare melodische und harmonische Nuancen. 
Wir präsentieren die „Rhapsodie“ von Wesselin Stojanow in einer Referenzaufnahme des Symphonieorchesters des Bulgarischen Nationalen Rundfunks unter der Leitung von Wassil Stefanow. 


Autorin: Zwetana Tontschewa

Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov

Fotos: Archiv, bg.wikipedia.org, orgelwettbewerb.at, archives.bnr.bg, library-haskovo.org



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