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Seit 200 Jahren bewahren die bessarabischen und taurischen Bulgaren ihre Liebe zur alten Heimat

Foto: Exekutivagentur für die Auslandsbulgaren

Zu Beginn des Krieges zwischen Russland und der Ukraine begingen die bessarabischen Bulgaren in allen Gebieten ihren Feiertag mit einem Gebet für Frieden. Fast vier Jahre später, von noch größerer Trauer erfüllt, gedenken sie, verstreut in aller Welt, ihres besonderen Tages.

An diesem Abend wird die Gesellschaft „Rodoljubez“ (auf Deutsch Patriot) in Sofia den Tag der bessarabischen Bulgaren erneut mit einem Konzert von Künstlern aus der Ukraine und der Moldau sowie mit der Vorstellung eines Almanachs begehen. Das Buch enthält Werke von Lehrern, Schülern und Heimatforschern und lässt die Sehnsucht ihrer Vorfahren nach der Heimat wiederaufleben.

Galin Georgiew

„Am 29. Oktober, dem Tag, an dem im Jahr 1838 die Kirche ‚Verklärung des Herrn‘ in Bolgrad geweiht wurde, wiederholen wir zum 27. Mal dieses sozusagen ‚sakrale Ereignis‘“, sagte Galin Georgiew, Vorsitzender des Kultur- und Bildungsvereins für Kontakte zu den bessarabischen und taurischen Bulgaren. „Im Jahr 1938 wollten Nachkommen der bessarabischen Bulgaren diesen Tag zu ihrem Feiertag erklären, doch der Zweite Weltkrieg vereitelte dies. 1998 legte unsere Gesellschaft ‚Rodoljubez‘ den Grundstein für die heutige Tradition.“


Der zwölfte Almanach „Rodoljubez“, der im Offiziershaus in Sofia vorgestellt wird, enthält publizistische Texte über Geschichte, Kultur und Sprache der Bulgaren in Bessarabien. Der erste Teil beschreibt die Arbeit des Vereins, der sich in diesen schwierigen Zeiten für bessere Bedingungen bei der Aufnahme der bessarabischen Bulgaren in ihrer alten Heimat einsetzt – etwa für die Studierenden nach der Verordnung Nr. 103, für die zu geringe Zahl der Studienplätze und für die durch den Krieg entstandenen Schwierigkeiten. So müssen Bewerber aus den besetzten Gebieten der Taurier ihre Aufnahmeprüfungen in einem anderen Bezirk oder im Ausland ablegen, was ihren Wunsch nach einer Bildung in Bulgarien erheblich erschwert.

„Einen besonderen Platz im Almanach nimmt die Darstellung der Inszenierung nach dem Roman ‚Die Umsiedler‘ von Konstantin Petkanow ein – mit dem Drehbuch von Schauspieler und Regisseur Wlado Dikow und den darin enthaltenen Liedern“, so Galin Georgiew weiter. „Zum ersten Mal haben wir auch einen Teil mit Noten und Texten zu einigen emblematischen Gedichten von Niko Stojanow, einem Bulgaren aus dem bessarabischen Dorf Nowoiwanowka. Der Almanach enthält außerdem die Rubrik ‚Verwundete Worte‘, die vom Krieg inspiriert ist – dort berichten Menschen über ihr Schicksal und ihre Flucht aus der Ukraine nach Bulgarien. Enthalten ist auch der Beitrag ‚Meine Ukrainer‘ von Zenka Kutschewa, einer ehemaligen Lehrerin am Gymnasium in Bolgrad. Heute leitet sie in Bulgarien Bulgarischkurse und erzählt in dem Beitrag von ihren Begegnungen mit Menschen aus der Ukraine und ihrem Leben hier im Land.“

Zenka Kutschewa

Seit nunmehr 200 Jahren – trotz zahlreicher politischer Umwälzungen, von zaristischem Russland über Rumänien und die Sowjetunion bis zu den heutigen unabhängigen Staaten Ukraine und Moldau, bewahren die bessarabischen und taurischen Bulgaren ihre Identität, ihre Liebe zu Bulgarien und tragen in ihrem Herzen einen Teil ihrer alten Heimat. „Auch wenn sie in einem altertümlichen Dialekt sprechen, kehren sie in unser Land zurück und oder wollen es tun“, betonte Galin Georgiew.

„Viele dieser Menschen sind infolge des Krieges hierhergekommen“, fuhr er fort. „Leider gibt es viele ungelöste Probleme, da einige von ihnen die bulgarische Staatsbürgerschaft besitzen und deshalb nicht von denselben Unterbringungsprogrammen profitieren können wie ukrainische Staatsbürger. Wir setzen uns dafür ein, dass sie die gleichen Rechte erhalten. Es sind äußerst fleißige Menschen. Bulgaren aus dem Dorf Kubei beispielsweise haben in Obsor Land gepachtet, Gärten angelegt und bauen verschiedene Obst- und Gemüsesorten an. Es sind tiefgläubige Menschen, eng mit der Erde verbunden, an harte Arbeit gewöhnt – diese Bindung ist für sie sehr wichtig. Und obwohl sie in fremden Staaten leben, pflegen sie bis heute das, was sie aus der Heimat mitgebracht haben.“


Nach Worten von Galin Georgiew ist es Bulgariens Pflicht, diese Menschen, die einen wertvollen demografischen und kulturellen Schatz darstellen, stärker einzubeziehen.

Dem heutigen Tag der bessarabischen Bulgaren gingen zahlreiche Veranstaltungen voraus – darunter zweitägige Feierlichkeiten vor dem Nationalen Kulturpalast, organisiert von der Agentur für die Auslandsbulgaren, sowie eine wissenschaftliche Konferenz zum Thema ‚Die Bulgaren im nördlichen Schwarzmeerraum‘, die im Institut für Ethnologie und Folkloristik der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften stattfand.


Redakteur: Diana Zankowa

Übersetzt und veröffentlicht von Rossiza Radulowa

Fotos: Exekutivagentur für die Auslandsbulgaren, BGNES, Facebook /Gesellsdchaft „Rodoljubez, glaspress.rs, Facebook /Zenka Kutschewa, Pixabay



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