Die Schülerinnen und Schüler der Generation Z, die derzeit die Schule besuchen (geboren zwischen 1995 und 2012), nutzen in ihrer Lernpraxis bereits weit verbreitet künstliche Intelligenz. Nach Beobachtungen der Lehrkräfte schreiben über 85 Prozent der Jugendlichen im Land ihre Hausaufgaben und lernen ihre Lektionen mit Hilfe eines digitalen Assistenten. Die Kinder sehen in KI eher einen Partner als eine Bedrohung, und 94 Prozent dieser Generation betrachten künstliche Intelligenz als ein Instrument, das das Lernen verbessert. Das zeigen die Daten einer national repräsentativen Studie, die im April 2025 von einer der führenden Bildungseinrichtungen für kreative Industrien in Bulgarien durchgeführt wurde. Die Untersuchung umfasst Schüler, Eltern und Lehrkräfte und zielt darauf ab, Einstellungen zur Nutzung von KI an Schulen sowie deren Einfluss auf die Berufe der Zukunft zu analysieren.

Fast 70 Prozent der Eltern und Lehrkräfte sind der Meinung, dass die Integration von künstlicher Intelligenz die Qualität des Lernprozesses verbessern wird. Die Daten bestätigen, dass neue Technologien nicht nur die Art des Lernens verändern, sondern auch Kreativität bei den Kindern fördern und bessere berufliche Perspektiven eröffnen. Diese Auffassung teilt auch Boris Michajlow, Dozent an der Pädagogischen Fakultät der Universität „PaisijHilendarski“ in Plowdiw. Er bezeichnet sich selbst als Enthusiasten auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, experimentiert kontinuierlich mit deren praktischer Anwendung und unterrichtet derzeit das Fach „Künstliche Intelligenz in der Grundschulbildung“. Darüber hinaus lehrt Herr Michajlow auch an der Nationalen Schule für Musik- und Tanzkunst „Dobrin Petkow“ in Plowdiw und beteiligt sich an einer Reihe thematischer Seminare über künstliche Intelligenz und ihren Einsatz in bulgarischen Schulen sowie in den bulgarischen Sonntagsschulen im Ausland:
„Ja, die künstliche Intelligenz entwickelt sich in Bulgarien sehr rasant und wird bereits fast überall in den Schulen eingesetzt. Die Frage ist, dass ein Modell geschaffen werden muss, anhand dessen die Lehrkräfte KI effizienter in ihre Arbeit einbinden können, und dass funktionierende Praxisbeispiele entstehen, die wir sehen und nutzen können“, fasst Boris Michajlow zusammen und betont die Notwendigkeit einer Kampagne zur Entwicklung von Modellen, die auf der bulgarischen Bildungserfahrung beruhen. „Doch es gibt eine sehr wichtige Frage: Mit der Zeit ist die administrative Last an den Schulen in Bulgarien übermäßig hoch geworden.

Künstliche Intelligenz könnte den Lehrkräften helfen, sich wieder auf das Unterrichten zu konzentrieren – auf das, wofür wir in der Schule sind, was wir mögen und lieben. KI gibt uns die Möglichkeit, einerseits die administrative Belastung zu reduzieren und andererseits unseren eigenen über Jahre entwickelten pädagogischen Stil aufzubrechen. Jetzt können wir neue Modelle ausprobieren, die sich oft als noch erfolgreicher erweisen. Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir mit digitalen Kindern leben. Es ist unmöglich, dass wir uns als Menschen und unsere Bildungsstruktur nicht auch ihretwegen verändern.“
Boris Michajlow erinnert daran, dass Bulgarien stets für seine Computerspezialisten bekannt war. Der Bulgare habe – selbst nach Jahrhunderten der Unterdrückung – stets die Fähigkeit bewahrt, sich zu erneuern, nach Neuem zu streben und schnell zu den fortgeschritteneren und moderneren Ländern aufzuschließen. „Unabhängig von politischen Umbrüchen hatten wir in jeder Epoche progressive Köpfe, die führend in bestimmten kulturellen und wissenschaftlich-technischen Errungenschaften waren“, sagt er im Interview für den Bulgarischen Nationalen Rundfunk und verweist auf ein Gymnasiallehrbuch aus dem Jahr 1987, in dem bereits damals über künstliche Intelligenz gesprochen wurde.

Eine gute Technologie sei im Alltag unauffällig präsent – und das gelte besonders für KI:
„Im Mittelpunkt steht immer die Rolle der Lehrkraft – sie ist die führende Person im Unterricht. Ja, wir können KI nutzen, um unterhaltsame Video- und Audionachrichten zu erstellen, die den heutigen Vorstellungen der Kinder entsprechen. Wir können Lernspiele einbauen und den Unterricht in hohem Maße personalisieren – etwas, das dank KI schon jetzt praktisch möglich ist. Doch im Zentrum steht der kreative Ansatz der Lehrkraft – der Charme eines guten Lehrers und Vortragenden wird auch in Jahrzehnten nicht verschwinden. Er kann sich sogar mithilfe von KI erheblich verstärken.

Der Kontakt mit jungen Menschen hält einen als Wissensvermittelnden immer jung und motiviert, Neues zu suchen. Heute hört man viele harte Worte über die jungen Generationen, aber ich zitiere eine Statistik: Jede nachfolgende Generation ist klüger als die vorherige. Und das kann ich mit Sicherheit sagen – die Schülerinnen und Schüler, die ich heute sehe, sind technologisch weit fortgeschrittener als mein eigener Jahrgang. Man muss den jungen Menschen nur mehr Chancen geben und sie früher in gesellschaftliche Prozesse einbinden, denn die 16- bis 17-Jährigen von heute sind geistig, intellektuell und sozial deutlich reifer als frühere Generationen.“

Und noch einmal zurück zur Statistik vom Anfang: Im Gegensatz zu den Kindern sind die Erwachsenen noch nicht daran gewöhnt, KI in ihrer Praxis zu nutzen. Obwohl intelligente Technologie sich zunehmend als wichtiges Werkzeug für Lehrkräfte etabliert – mehr als die Hälfte der Lehrerinnen und Lehrer im Land hat die Unterrichtsinhalte und -methoden bereits an die Rolle der künstlichen Intelligenz angepasst –, sagt dennoch jeder vierte Pädagoge, dass er KI noch nicht in der Unterrichtsvorbereitung verwendet. Doch der Wille sei vorhanden: Die meisten Lehrkräfte haben keine Angst vor Technologie und planen, die Unterstützung der intelligenten Systeme künftig stärker in ihrer Arbeit einzusetzen.
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Autorin:Gergana Mantschewa
Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov
Fotos: Bildungsministerium, freepik.com
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